A2: Kinderarmut in NRW nachhaltig bekämpfen!
| Veranstaltung: | Vollversammlung LJR NRW 2025 |
|---|---|
| Status: | Modifiziert |
| Antragshistorie: | Version 1(13.10.2025) |
| Veranstaltung: | Vollversammlung LJR NRW 2025 |
|---|---|
| Status: | Modifiziert |
| Antragshistorie: | Version 1(13.10.2025) Version 2 |
Gemeinsam das Beste für alle Kinder und Jugendlichen in NRW erreichen.
Die Vollversammlung möge beschliessen:
Auch NRW ist ein alterndes Land. Kinder sind zunehmend eine Minderheit und die
alternde Gesellschaft ist weder kindgerecht noch gerecht zu Kindern und
Jugendlichen. Weniger Kinder und Jugendliche, die heute in Armut und mit
geringen Bildungschancen leben, sind weniger junge Erwachsene, die in
struktureller Rücksichtslosigkeit aufgewachsen sind und künftig weniger
Rentner*innen, die unter Altersarmut leiden.
Im Sommer 2025 antworteten 72 % der Befragten in einer Studie, dass der
Bürgergeld-Regelsatz von 563 € nicht ausreiche, um ein würdevolles Leben zu
führen.[1] Noch alarmierender: Nur etwa die Hälfte gibt an, dass im Haushalt
alle satt werden. Eltern verzichten oft zu Gunsten der Kinder auf Essen (54 %).
Zusätzlich berichten die Befragte von Alltagserfahrungen wie: Verzicht,
Unsicherheit, Ausgrenzung, große Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche. Viele
Befragte leben mit Scham- oder Angstgefühlen. 42 % schämen sich, Bürgergeld zu
beziehen. 72 % fürchten, dass die Politik weitere Verschärfungen beschließt.
Armut hat auch einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit. So führen die
damit verbundenen existenziellen Ängste, die schlechteren Lebensbedingungen und
der gleichzeitig erschwerte und verminderte Zugang zu Leistungen des
Gesundheitssystems zu geringeren Lebenserwartung und erhöhten Betroffenheit von
psychischen und körperlichen Krankheiten.
NRW ist ein Bundesland mit hoher Bevölkerungszahl, großer Wirtschaftsregion,
aber auch starken sozialen Disparitäten – etwa zwischen städtischen Zentren,
peripheren Regionen, reichen und armen Stadtteilen. Mit 15,9 Prozent aller
Kinder im Bürgergeldbezug stellt NRW nach den Stadtstaaten und dem Saarland den
Spitzenreiter unter den Flächenbundesländern.[2]
Für viele Familien in NRW bedeutet Bürgergeld keine Sicherheit, sondern einen
Mangel, der sich auch auf Grundbedürfnisse wie gute Ernährung, Gesundheit,
sichere Wohnung, Teilhabe an Freizeitaktivitäten, Kultur und Bildung auswirkt.
Im Jahr 2024 waren in NRW 9,7 % der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren
„erheblich materiell und sozial depriviert“. Ältere Menschen ab 65 Jahren waren
deutlich weniger betroffen: nur etwa 5,0 %.[3]
In NRW sind die Werte noch höher: Hier ist jedes vierte Kind von Armut
betroffen; laut dem aktuellen Teilhabeatlas der Deutschen Kinder- und
Jugendstiftung sind es im Ruhrgebiert sogar 30 % — bis hin zu Spitzenwerten wie
in Gelsenkirchen mit 37 %.
Laut dem dt. Kinderhilfswerk ist jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut
betroffen – dieser hohe Wert konnte seit fast zwei Jahrzehnten nicht abgesenkt
werden. Neben Arbeitslosigkeit der Eltern gilt als ein steigender Faktor für
Kinderarmut die wachsende Zahl an Eltern, deren Einkommen trotz Vollzeitarbeit
nur knapp über dem Sozialhilfesatz und damit an der Armutsgrenze liegt. Der Lohn
vieler Menschen reicht nicht mehr aus, um ihre Kinder angemessen versorgen zu
können, so dass sie ‚aufstocken‘ müssen. Besonders Alleinerziehende und
kinderreiche Familie sind hiervon betroffen. Wenn die Lebenshaltungskosten durch
die Inflation weiter steigen, wächst auch der Druck auf die Familien und
belastet zusätzlich.
Damit Kinderarmut in NRW nachhaltig bekämpft wird, fordert der Landesjugendring
NRW:
1. Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt politischen Handelns stellen. Dazu
gehören:
Im Land NRW ist es dadurch möglich mit eigenständigen Mittel den Kampf
gegen die Kinderarmut anzugehen.
2. Armutsstigmatisierung beenden und strukturelle Ursachen anerkennen
3. Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe ermöglichen
4. Gesundheit und Ernährung
5. Chancen der Jugendverbandsarbeit
6. Generationsübergreifende Kooperationen forcieren und Bündnisse schließen
[1] Die Studie „Wie geht es den Menschen im Bürgergeldbezug?“ von Sanktionsfrei
aus 2025 hat 1.014 Befragte erhoben, die Bürgergeld beziehen. sanktionsfrei.de
[10] Umfrage unter Evangelischen Offenen Türen (ELAGOT) in 2025
[11] Deutsche Jugend 9/25 Seite 326, (Simonson u. a. 2021, S. 75 f)
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